Da. Eine Nachtigall trällert ihr bekanntes Lied.
Sie singt ohne Nachdenken in die Dunkelheit hinein und die Überlebenden der Nacht, die, die nicht schlafen, hören ihr zu.
Müde, doch aufmerksam.
Mondlicht prallt durch windige Wolkendecken in graue verlassene Hinterhöfe, in deren hinterster Ecke sich zwei Katzen mit blitzenden Augen belauern. Samtpfote sei wachsam.
Die 25-jährige
POLLY SCATTERGOOD
hätte in dieser Nacht ohnehin kein Auge zu tun können und war stolz auf sich und zufrieden mit der Welt. Sie hatte der Menschheit gerade mit
Arrows
bewiesen, dass man feinste Kristalle einfach aus der Luft fangen und auf Platte bannen kann.
Ganz ohne Einheitsbrei und Langeweile, mit Gefühl und Eleganz dem Gedudel entsagen.
Coole Songs schreiben und auf bessere Zeiten hoffen.
In gelebter Naivität mit klarer und kindlicher Stimme singt sich POLLY tief in Dich rein, mit Texten über Du und ich und die Liebe, über das Gefühl des Unverstandenseins und der gefühlten Ablehnung.
..I’m drowning in your Sadness in this Room that you forgot..
..you forgot to say you love me, you were sad and you were scared..
..I was waiting for a phone-call I was waiting for a sign..
..I was waiting for somebody to tell me that I was fine..
Aber ja POLLY, es gibt genug Menschen, die Dich einer La Roux oder Ellie Goulding vorziehen. Würden, würden.
Würden sie Dich erst einmal für sich entdecken.
Und hier ist einer der Haken: nicht viele (also, mal fast keiner oder so) kennen sie.
Die Anerkennung, die andere für sich verbuchen, steht im Grunde genommen ihr zu.
Noch mehr als das, weil
Arrows
ist besser als viele andere Alben mit denen man das am 18.10. nun endlich erscheinende neue Album vergleichen könnte. Über zwei Jahre wurde gebastelt und produziert und wieder verändert, bis jeder Ton dem entsprach, was sich POLLY vorgestellt hatte.
Ihre federleichte Stimme in Verbindung mit den fesselnden und teilweise entfesselten elektronischen Verspieltheiten ergeben, außer einem Hauch von (leider nur) seltener Dunkelheit ein spannendes Hörgefühl.
Haucht sie ihr Liebesleid, fällt es schwer sich nicht den Kuschelbär aus der Sofaecke zu schnappen und mit ihm im Arm gemeinsam das Herzeweh versuchen zu ertragen und ab und an ein seufzend „Hach“ in die weite und ungerechte Welt zu werfen. Außer einem treuen aber dennoch nichtssagenden Blick wird der Bär sich nicht zu einer Reaktion hinreißen lassen.
Könnte er Gefühle zeigen, bei Miss You würde er es zweifelsohne tun.
Sie wirkt wie mit Kakaobutter überzogen und hingebungsvoll unwiderstehlich.
Für Liebeskranke und nicht erwachsen werden Wollende ein perfekter Soundtrack durch den Tag.
Ich geh dann mal Bärenfell bürsten..
Cocoon
Falling
Machine
Disco Damaged Kid
Colours Colliding
Miss You
Subsequently Lost
Silver Lining
Wanderlust
I’ve Got A Heart
° ° °
94/100
Ein Kommentar zu „Von Kuschelbärgefühlen: POLLY SCATTERGOOD – Arrows [VÖ: 18.10.]“