It’s Time To Dance..!
Das weltbeste Independent-Akademie-Orchester spielt auf und bringt uns Spaß,
hei-hussassa!
Easy-Listening mit Anspruch, lange haben wir gewartet und gebangt, ob es denn eine hörbare Fortsetzung der Erfolgsgeschichte dieser unvergleichlichen Vorzeigebriten geben wird.
Vier Jahre hat es gedauert, nun ist sie da.
Natürlich musste es für mich die Limited Edition-Box mit viermal Vinyl, einem riesigen Poster des (überraschend offensiv und unter Umständen auch kontrovers wirkenden) Covers sein, die Reihenfolge der Songs wurde hier gegenüber der „normalen“ Variante umgekrempelt.
Girls In Peacetime Want To Dance
schafft trotz der vielerorts kritisch bemerkten Veränderung des Sounds hin zu mehr Elektro, mehr Beat, mehr Pop, eine nahezu übergangslose Fortführung in unnachahmlicher Manier, eine Pop-Hymne reiht sich an die nächste, vergleichsweise seicht schwimmen sie, einem Papierschiffchen gleich, auf uns zu, wir bleiben stehen, winken und freuen uns weil
BELLE & SEBASTIAN
freundlich gesinnt, zurückwinken.
Mit la-la-la und Bap-Di-Da-Di-Da schippern sie in ureigenem Fahrwasser und begehen dennoch nicht das Mißgeschick anderer vergleichbarer Bands, die in Balanglosigkeiten auf Grund laufen.
Immer an der Grenze zwischen bittersüßen Melodien und Kaffeekränzchenunterhaltung, nie aber langweilig, eintönig oder bedeutungslos gleichförmig.
Die Abkehr der Band von purer Twee-Hit-Lieferantentums hin zu mehr dicker Sahne Marke Europop, mehr Bewegung, mehr Dance ist keine schlechte. Weil sie eben nicht verlernt haben, direkt die Popmusik-Aorta zu treffen und ihre Klänge in die sehnsuchtsvoll schmachtenden Hörervenen zu injizieren.
Man könnte vermuten, die Band hätte sich mit den Pet Shop Boys, mit Holly Johnson und New Order zum Nachmittagstee getroffen und über Songideen geplaudert. Vernarrte Indie-Musikfans wittern Verrat und lassen ihrer Enttäuschung und Entrüstung in Form von Mißachtung und negativen Ausrufen freien Lauf.
Die Verträumtheit und die Melancholie für die wir
BELLE & SEBASTIAN
seit vielen Jahren lieben ist zwischen all den Beats und dem cremigen Disco-Überzug ein wenig in den Hintergrund gerückt, wenngleich Stuart Murdochs Texte wie gewohnt grandios hintersinnig geblieben sind.
Es ist so etwas wie eine Hommage an die Achtziger, an Zeiten von Erasure und Pulp, an Zeiten in denen Lush und Jarvis Cocker die Szene in Hysterie zu versetzen mochten.
Nicht alles war schlecht in jener Zeit, im Gegenteil, die Angebetete hatte diese geile pinke Glitterbluse, ihre Haare dufteten nach diesem Styling-Foam aus der, natürlich auch quietschig rosa gehaltenen Dose, aber, verdammt nochmal, das war aufregend. Und so klingt diese Scheibe.
Nicht immer müssen alles Erwartungen erfüllt werden, nicht alle Wünsche erfüllt, wie langweilig wäre denn das, wenn allerorten eine Jeannie zur Verfügung stünde.
Führt Euch doch einfach mal in Ruhe The Book Of You zu Gemüte. Sehnsucht. Großartig.
So soll es sein, so soll es bleiben.
Muss aber nicht, dieses Album ist ein klasse Beispiel dafür.
The Party Line
The Everlasting Muse
The Power Of Three
Today (This Army’s For Peace)
Enter Sylvia Plath
Born To Act*
Two Birds*
Ever Had A Little Faith
Play For Today
Nobody’s Empire
Piggy In The Middle*
The Book Of You
Perfect Couples
Allie
A Politician’s Silence*
The Cat With The Cream
° ° °
94/100