Alison Goldfrapp hat es wieder getan.
Machen wir uns nichts vor, Felt Mountain war groß.
Mysteriös, genreübergreifend, elegant.
Ein cineastisches Klangwerk für eine Reise in halbdüstere Traumwelten.
Seitdem sind einige Winter an uns vorübergezogen,
immerhin wurde ihr Debüt im Jahr 2000 veröffentlicht.
Einige weitere
GOLDFRAPP
-Veröffentlichungen erschienen, der Wandel vom Breitband-Elegie zur Dunkeldisco-Queen wurde vollzogen, teilweise wieder abgelegt und nun stehen wir da und hören die neue Scheibe,
Silver Eye
betitelt.
Wir haben 2017 und vielleicht ist das alte Trottelgesicht noch immer verliebt.
Never the same. Das klappt.
Die dieses „elementare Drama“ (Aussage im PR-Text) begleitenden Fotos wurden von Alison eigenhändig auf Fuerteventura gemacht. Der schwarze Sand, die schroffen Klippen und verwehenden Dünen, der gleißend blaue kanarische Himmel auf den dort entstandenen Fotos komplementieren den Gesamteindruck des neuen Werkes.
Aber mal zurück aus der Sonne und dem dunklen Sand: Was haben wir?
Ein Kessel Buntes.
Einerseits die bekanntermaßen ausufernden schwebende Sphärenklänge, dunkel, verlangsamt, in Weite das Unerklärliche zelebrierend.
Andererseits, wie bereits vorab in der Singleauskopplung Anymore zu hören, das inzwischen großgewordene Häschen im Disko-Outfit, das sein Püschelchen in Dancepop-Uptempo-Nummern schwingt. Es pulsiert und knallt im Blitzlicht, die ohne Pause galoppierenden Drums untermalen aufwühlende Synthiesounds.
Das atemlose Systemagic, das gleich anschließend folgt, bietet ähnliches.
Ganz gegensätzlich hierzu das in der Luft schwebende Faux Suede Drifter, mit etherisch anmutendem Klangbild und einer Frontfrau, die hier eher klingt wie die Göttin der Jagd auf morgendlichem Ausritt durch noch nebelgetränktes Unterholz.
Geht das zusammen?
Ja, geht. Geht sogar ganz gut.
Alison Goldfrapp und ihr Pendant Will Gregory erlauben sich einfach, mal so und mal anders zu klingen.
So ist das einzige dauerhaft gleichbleibende Verbindungsstück des
GOLDFRAPP–
Universums die Stimme ihrer Majestät.
Sie lieben Überraschungen, mögen die Unberechenbarkeit, haben Spaß an Veränderung und entsprechend abwechslungsreich gestalten sie ihre Alben.
Weniger Folk-Anklänge (als auf ihrem Album Tales Of Us) und eher an Black Cherry anschließend bringen sie in diesem Jahr in einer Dreiviertelstunde eine Menge an spielerisch anmutenden Synthie-Eskapaden, ebenso aber auch rücksichtsvoll stille Klangmalereien unter ihre Hörerschaft.
Von daher: Es bleibt spannend.
Bleiben Sie dran.
° ° °
88/100
GOLDFRAPP – Silver Eye
Mute, 31.3.2017
Anymore
Systemagic
Tigerman
Become The One
Faux Suede Drifter
Zodiac Black
Beast That Never Was
Everything Is Never Enough
Moon in Your Mouth
Ocean
° ° °