(photo & allrights: ANGUS & JULIA STONE)
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Eine Schneeplatte mitten im noch nicht zu Ende gegangenen Sommer vor Beginn des vor der Tür stehenden Herbstes, das scheint zunächst so passend wie die bereits Ende August im Einzelhandel verfügbaren Lebkuchen oder das Suchen nach Ostereiern im Oktober.
Beaudelaire ist mein Lieblingssong und wäre als Eröffnung sehr passend platziert.
Man könnte sich vorbereiten auf die kalte Jahreszeit, kramt mal schnell den Pullover der Schwiegermutter aus den unendlichen Tiefen des Kleiderschranks hervor, der zwar kein Wintermotiv ziert, der aber kratzt und daher nur mit langärmligem Darunter erträglich ist. Die Decken auf dem Sofa nochmal eben durch die Maschine gejagt, aufgehängt in der täglich kürzer scheinenden Sonne, das Abnehmen vor dem nächsten Regenschauer nur nicht vergessen.
Ein Stückchen kuscheliger Herbstmusik, im Vordergrund die lieblich-kindliche Stimme vo JULIA STONE, als Pate und handreichender Chef im Hintergrund der tieftönig brummende ANGUS.
Dieser reisst leider häufiger als mir lieb ist die Gesangslinie an sich.
Und mit der Gemütlichkeit hat es sich.
Von wegen Gegensätze ziehen sich an. Also, der Herr kann irgendwie (und noch immer nicht) nicht singen. Und daher ist es auch kein Wunder, wenn mich seine Stimme und nölig-nuscheliges Gemurmel nicht vom Hocker haut sondern eher ein klitzekleines wenig nervt, mein Hörgenuss doch getrübt wird und leider an vielen Stellen dieser Scheibe etwas nicht wirklich passt.
Trotzdem haben viele der neuen Songs durchaus eine einheimelnde Wirkung, zuvorderst muss das zartschmelzende Nothing Else Erwähnung finden, ebenso wie der mit über sechs Minuten nicht nur zeitmäßig aufwendigste Song des Albums, Who Do You Think You Are.
Und wie schon erwartbar von den BroSis aus dem fernen Down Under haben wir es auch hier wieder, wie schon auf ihrem letzten gemeinsamen Werk mit einer Sammlung netter Annehmlichkeiten zu tun, die die zwei in trauter Gemeinsamkeit abgeschieden von der Außenwelt in Eigenregie komponierten und aufnahmen. Dabei herausgekommen ist ein Blues-Folk-Pop-Indie-Orgel-Singer-Songwriter-Ding, dass mit seiner Qualität diesmal ein wenig hinter den, zugegebenermaßen hoch gesteckten, Erwartungen zurückbleibt.
Denn inmitten all dieser besungenen Liebes- und Zerwürfniswuseligkeiten ist selten eine notwendige Eigenständigkeit erkennbar, zu banal und austauschbar sind die Songstrukte geraten.
Da hoffe ich doch mal, dass die gute JULIA sich beizeiten aufrafft
und sich allein auf sich besinnt.
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76/100
ANGUS & JULIA STONE – Snow
Universal, 15.9.2017
Snow
Oakwood
Chateau
Cellar Door
Sleep Alone
Make It Out Alive
Who Do You Think You Are
Nothing Else
My House Your House
Bloodhound
Baudelaire
Sylvester Stallone
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