Kribbeln: KATY KIRBY – Cool Dry Place (review)

(photo & allrights: KATY KIRBY / Bandcamp)

Eine junge Künstlerin macht Musik, sie macht, was ihr gefällt.
Das ist auch das, was uns gefällt.
Das ist doch mal was.

KATY KIRBY

kommt aus Texas und mit ihrem Debüt-Longplayer
Cool Dry Place
gradlinig und zunächst unscheinbar aber durchaus selbstbewusst daher, schwimmt in ihrem Do It Yourself-Ambiente mit den „Trau Dich ruhig“-Songs im Strom einer schier endlos scheinenden Menge von Künstlerinnen, die sich nicht unbedingt auf den ersten Blick unterscheiden. Scheinbar.

Aufgewachsen mit christlicher Musik und ihr Gesang im Kirchenchor: Ihre frühkindliche Musikerziehung bot sicher ausreichend Gelegenheit, eben diese zu hinterfragen und insgeheim legten sicher ihre Erfahrungen den Grundstein dafür, eben nicht immer alles möglichst easy going zu gestalten und den bequemsten Weg zu gehen.

Secret Language kommt mit ganz viel Gefühl, mit begleitemden Pianospiel und sanftmütigen Lyrics, bringt eine Coolness und Entspannung mit, die im anschließenden Portals sowohl gesteigert als auch verfeinert wird. Dieser Song, der als letzte Single vor dem Album-Release veröffentlicht wird, beschäftigt sich mit dem hiesigen, dem Leben im Jetzt, der Person, die alles erlebt, spielt mit der Möglichkeit einer unter Umständen existierenden Spiegelwelt, einem Leben neben dem Leben, stellt die Frage, wie die Gefühle sein werden, wenn beispielsweise eine Beziehung nicht mehr Beziehung ist, was übrig bleibt, wenn die schmerzlichen Gedanken und Erinnerungen verblichen sind.

Der Titelsong nimmt die Hörer mit, lädt ein, zu Beginn ruhig, fast verhalten, steigert sich dann in ein geländegängiges Ungetüm mit enormer Lautstärke, von einleitender Gitarre bis hin zur ganzen Band berichtet Kirby von einer unbestimmten Sehnsucht und der Schwierigkeit, dazu zu stehen, auch zu seinen damit verbundenen Ängsten – womit man Gefahr läuft, im Grunde des Herzens allein und einsam zu bleiben, weil die Distanz, die Unsicherheit einen in gewisser Weise zurückhält.

Im Ganzen erinnert Kirby an das bei New Professor erschienene Debütwerk von Rosie Tucker, ein offensives Werk mit Mut zum Detail und einer blanken Nacktheit, einer Direktheit, Offenheit.
So dicht, das einem fast ein Hauch von Kirbys Singen ins Gesicht weht und ein paar Gänsehäutchen sich schonungslos anschleichen.

Einfach und schnörkellos, dabei alles andere als arm an Ideen oder sich wiederholend, es sind einfach schöne Lieder einer Singer-Songwriterin, die eben gerade erst ins Licht der Öffentlichkeit gerückt ist, sich dafür aber wunderbar einnehmend präsentiert und unsere Klangwelt zukünftig hoffentlich mit weiteren musikalischen Intimitäten bereichern wird.

° ° °
86/100

KATY KIRBYCool Dry Place
Keeled Scales, 19.2.2021



Eyelids
Juniper
Peppermint
Traffic
Tap Twice
Secret Language
Portals
Cool Dry Place
Fireman

//in english:

Tingle

A young lady makes music, she does what she likes.
That’s also what we like.
Now that’s something.


KATY KIRBY

comes from Texas and with her debut longplayer
Cool Dry Place
straightforward and at first inconspicuous but quite self-confident, swims in her Do It Yourself ambience with the „Trau Dich ruhig“ songs in the stream of a seemingly endless amount of female artists who do not necessarily differ at first sight appearance.

Growing up with Christian music and her singing in the church choir: Her early musical education surely offered enough opportunity to question this and secretly her experiences surely laid the foundation for not always making everything as easy going as possible and going the most comfortable way.

Secret Language comes with a lot of feeling, with accompanying piano playing and gentle lyrics, brings a coolness and relaxation, which is both increased and refined in the subsequent Portals. This song, released as the last single before the album release, deals with the local, life in the now, the person who experiences everything, plays with the possibility of a mirror world that may exist, a life next to life, poses the question of what the feelings will be like when, for example, a relationship is no longer relationship, what will remain when the painful thoughts and memories have faded.

The title track takes the listener along, inviting, quiet at the beginning, almost restrained, then rises into a cross-country behemoth with enormous volume, from introductory guitar to full band, Kirby tells of an indefinite longing and the difficulty of standing by it, including his fears associated with it – with which you run the risk of remaining alone and lonely at the bottom of the heart, because the distance, the uncertainty holds you back in some way.
On the whole, Kirby is reminiscent of Rosie Tucker’s debut work published by New Professor, an offensive work with the courage of detail and a sheer nakedness, a directness, openness.

So dense that there’s almost a hint of Kirby’s singing in your face, and a few goosebumps creep up relentlessly.
Simple and straightforward, yet anything but poor in ideas or repetitive, these are simply beautiful songs of a singer-songwriter who has just come into the light of publicity, but presents herself wonderfully engaging and will hopefully enrich our sound world with more musical intimacies in the future.

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