Auf die Faust: SLEAFORD MODS – Spare Ribs (review)


(photo & allrights: SLEAFORD MODS / Bandcamp)


Ey, ja, ist ja gut, ’n heißes Würstchen für Alle, drei Kleine für die Kleinen.
Gedränge am Bratwurststand.
Wochenmarkt.
Nicht nur ich mit meiner Mutter vor Ort, nein, die halbe Klasse ist versammelt und natürlich gibt’s, wie jede Woche, ’n Würstchen auf die Faust.

Und rein damit.

Faust und Würstchen, Aggro und Auflehnung, vielleicht auch einfach nur die Dartssellung der Realität entgegen all der Kampagnen, die einen Tag um Tag zu beeinflussen versuchen, gegen die Großbürgerlichkeit und die Oberschichten.
Auf diese Beiden hier ist wieder einmal Verlass.

11 Alben in 6 Jahren, dieses hier gar in nur ein paar Wochen während des letzten Scheißjahres irgendwann im Lockdown aufgenommen.
Nur zu verständlich, das man da nicht immer ruhig bleiben und bei der Wortwahl den Etepetete-Handschuh hin und wieder vergessen, nein, vermieden hat.
Eher so wie einem die Schnauze gewachsen ist und eben genau so, wie man es sich wünscht.
Mit Melodien und auch mit witziger gesanglicher Unterstützung, das ist irgendewie anders, neu, kehrt gut, bereitet Vergnügen und kann gern wiederholt werden.

Und auch melodiös wird erzählt: In All Day Ticket gibt es wirklich den Versuch, zu singen.
Das klingt, und das ist durchaus als Kompliment gemeint (für alle Beteiligten) für deutsche Ohren wie Helge Schneider im Sommerurlaub. Kann er ja nicht hin, klingt aber trotzdem so als ob und wie es wäre.

Irgendwie ist das alles ein wenig psycho und weird, wenn hier die stumpfsinnige Trommelmaschine angeschmissen wird und brrrmbrrm… man Geräusche macht, wie ein dreieinhal Jähriger vorm Aufprall. Kopf an Regal oder so. Das hat Charme, kann aber auch einen leicht gestörten/verstörten Eindruck nicht verleugnen. Hier, das alles.

Das klingt, als könnte man damit vielleicht auch ein wenig berühmt werden. Meine Güte.
Beat-Loops, Brummen, Electro/Punk/Rap, mal wieder geht alles, inmitten von Widerstand und Kritik, dem Unverständnis gegenüber Gleichgültigkeit, die gerade aktuell in der jungen, jüngsten, nachwachsenden Generation einfach akzeptiert und unkommentiert hingenommen wird. Beliebig, wer uns etwas zu sagen hat, solange wir nur undenkenden Leichtsinnssvögeln gleich von der Klippe stürzen ohne auch nur mal ein wenig aus der Reihe getanzt, oder sich selbst durch Äußerung eigener Meinung oder Ideen aus der unkenntlichen Masse der Gleichgültigkeit hervorgetan zu haben.

Pompös und schmutzig spiegeln die Zwei das wieder, was wir eh ahnen.
Das, was uns vorgelebt wird, vorgeschrieben in einer korrupten Umwelt voller Intrigen und Unehrlichkeit.
Boring shit das alles, aber wir tun etwas.
Wir spielen dagegen an, wir schwitzen. Und das ist gut so.



94/100

SLEAFORD MODSSpare Ribs
Rough Trade, 15.1.2021


The New Brick
Shortcummings
Nudge It (Ft. Amyl and the Sniffers & Amy Taylor)
Elocution
Out There
Glimpses
Top Room (Ft. Dr. Lisa McKenzie)
Mork n Mindy (Ft. Billy Nomates (UK))
Spare Ribs
All Day Ticket
Thick Ear
I Don’t Rate You
Fishcakes



// in english:

On the fist

Hey, yeah, it’s good, a hot sausage for everyone, three little ones for the little ones.
Crowd at the sausage stand.
Weekly market.
Not only me with my mother on the spot, no, half the class is gathered and of course, like every week, there’s a sausage on the fist.
And in it goes.
Fist and sausage, aggro and rebellion, maybe just the representation of reality against all the campaigns that try to influence you day after day, against the upper bourgeoisie and the upper classes.
These two can be counted on once again.
11 albums in 6 years, this one even recorded in only a few weeks during the last shitty year sometime in Lockdown.
Only too understandable that one did not always remain calm there and with the choice of words the Etepetete glove now and then forgot, no, avoided.
Rather as one the muzzle has grown and just exactly as one wishes.
With melodies and also with witty vocal support, that is somehow different, new, sweeps well, prepares pleasure and can be repeated with pleasure.
And also melodious is told: In All Day Ticket there really is an attempt to sing.
That sounds, and that is quite meant as a compliment (for all involved) for German ears like Helge Schneider on summer vacation. He can not go there, but still sounds as if and as it would be.
Somehow it’s all a little psycho and weird, when here the dull drum machine is turned on and brrrmbrrm…. one makes noises like a three and a half year old before impact. Head against shelf or something. This has charm, but also can not deny a slightly disturbed / disturbed impression. Here, all this.
Sounds like you could maybe get a little famous with it, too. My goodness.
Beat loops, humming, electro/punk/rap, once again anything goes, in the midst of resistance and criticism, the lack of understanding in the face of indifference, which is just currently in the young, youngest, upcoming generation simply accepted and accepted without comment. It doesn’t matter who has something to say to us, as long as we only fall off the cliff like unthinking reckless birds without even having stepped out of line a little bit, or having stood out from the unrecognizable mass of indifference by expressing our own opinions or ideas.
Pompous and dirty the two reflect what we suspect anyway.
That which is modeled for us, prescribed in a corrupt environment full of intrigue and dishonesty.
Boring shit all this, but we do something.
We play against it, we sweat. And that is that good.

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