Wie ein Wasserfall aus dem Honigwasser hervorsprudelt, mit einer Leichtigkeit und einem Gefühl für Melodie und Eingängigkeit, das ist der erste Eindruck, den die einleitenden Töne des neuen, selbstveröffentlichten Albums der
SEAFARERS
vermitteln.
Das ist das, was man in der obersten Schicht findet, bei gleichmütigem Nebenbeihören. Doch hierzu sind die Songs nicht geschrieben, die Musik nicht gemacht.
Es geht in
II
um die Zeit des Heranwachsens, des Erwachsen-Werdens, dem Zurücklassen von sorgenfreier Jugend, wohlbehütet, so vermittelt der Schein, die Empfindungen jedoch sind andere, Unwissenheit und Unklarheit, die Veränderungen spürend, erfüllt sein von Gedanken, an sich, an Freunde, das Entstehen von Gefühlen, unklar noch, unbekannt und nie erahnt.
Schutz suchend, im Verband der Familie, der geliebten Menschen.
Das Entdecken von Aufgaben, Wichtigkeit, der eigenen Entwicklung. Gedanklich und auch gefühlstechnisch.
Musikalisch wiederzufinden und einzuordnen irgendwo zwischen Admiral Fallow und Only A Visitor, in einer verspielt scheinenden Unangepasstheit, einer Affinität zu spontanem Enthusiasmus mit rhythmisch vertrackter Begleitung, getragen von einem mitunter leicht unterkühlt wirkendem erzählenden Singstil von Lauren Kinsella gewinnt man hier schnell ein Gefühl von Zuhause-Sein und versucht, den Wohlfühlfaktor des Albums für sich zu beanspruchen.
Wir hören Geschichten, begleiten die Musiker in ihren Abenteuern, wir begeben uns in das Spektakel des Lebens und der Gefühle, mit oft nicht mehr als Stimme und Piano und romantische Lyrics, die in Gedanken die Sonne scheinen lassen.
Man fühlt sich beschwingt von diesem erhabenen Stück Indie-Folk-Pop, von diesen immer irgendwie anspruchsvoll klingengen Songs, die nie einfach so vor sich hinplätschern, die immer wirken, als hätten sie ein Ziel vor Augen, eine Aufgabe zu erfüllen.
Trotzdem wirkt das Ganze nicht bemüht, sondern begleitend, wie ein Trostpflaster in Momenten, in denen es einen nicht ganz so gut geht, in denen man mal ein Schulterklopfen oder eine Umarmung nötig hat.
Kein erhobener Zeigefinger, eher ein Abenteuer, ein Erlebnisbericht, dicht dran, dabei und persönlich.
° ° °
83/100
SEAFARERS – II
4.2.2022

Good Beginners
Newlyweds
Nathalie
A Perfect Frost
The Curators
You Can’t Pretend In The Dark
Submarine
All That Matters
Particular Conflicts
// in english:
Set sail
Like a waterfall gushing out of honeyed water, with a lightness and sense of melody and catchiness, that’s the first impression made by the opening notes of the new self-released album by the
SEAFARERS.
That’s what you find in the top layer, in equanimous incidental listening. But for this the songs are not written, the music is not made.
II
is about the time of growing up, of becoming an adult, of leaving behind carefree youth, well protected, so the appearance conveys, but the feelings are different, ignorance and ambiguity, feeling the changes, being filled with thoughts, of oneself, of friends, the emergence of feelings, still unclear, unknown and never guessed.
Seeking protection, in the association of family, loved ones.
Discovering tasks, importance, one’s own development. Mentally and also emotionally.
Musically to be found and classified somewhere between Admiral Fallow and Only A Visitor, in a playful seeming non-conformity, an affinity to spontaneous enthusiasm with rhythmically intricate accompaniment, carried by a sometimes slightly undercooled narrative singing style of Lauren Kinsella, one quickly gains a feeling of being at home and tries to claim the feel-good factor of the album for oneself.
We hear stories, we accompany the musicians in their adventures, we enter into the spectacle of life and emotions, with often nothing more than voice and piano and romantic lyrics that make the sun shine in our thoughts.
You might feel elated by this sublime piece of indie-folk-pop, by these always somehow sophisticated-sounding songs that never just ripple along, that always seem as if they have a goal in mind, a task to fulfill.
Nevertheless, the whole thing doesn’t seem forced, but accompanying, like a comforting plaster in moments when you don’t feel quite so well, when you need a pat on the back or a hug.
It’s not a finger pointing, but rather an adventure, an experience report, close, present and personal.